Palmyra. Erfolg in Ruinen

Palmyra. Palmyra vor dem Wiederaufbau. Palmyra weniger zerstört als befürchtet. Palmyra von Daesh befreit. Palmyra und kein Ende.

© wikimedia

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Das ist gut so und das ist auch verständlich. Die Oasenstadt ist ein Symbol, sie steht für die lange Geschichte menschlicher Zivilisation, für das Zusammentreffen unterschiedlicher Menschen und Kulturen in an sich menschfeindlicher Umgebung, in der Wüste. Und sie steht in ihrer versehrten Schönheit auch dafür, was aus diesem Zusammentreffen erstehen kann.

Insofern ist es verständlich, dass Palmyra die gute Nachricht der letzten Tage ist.

Gleichzeitig ist Palmyra ein Geschenk für die Regierung Assad. Die Reputation der antiken Metropole färbt auf sein Regime ab. Er gilt, im Verbund mit seinen russischen Alliierten, nun gleichsam als Retter Palmyras, als Garant einer Ordnung, die von der Welt als ganzes anerkannt wird. Das geschändete Palmyra macht Assad zum wohl oder übel gelittenen Partner.

Der große Rest Syriens wird währenddessen nicht mehr wahrgenommen. Nicht die Flüchtlinge im Land, nicht die zerstörten Städte, die zerschossenen, in Trümmer liegenden Souks, Zitadellen, Tempelanlagen, Universitäten, Schulen und Kliniken. Um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen.

Syriens Verlust durch den Bürgerkrieg ist weit umfassender und tiefer gehend. Es ist der Verlust an Wissen. Die Intelligenz des Landes ist, bis auf wenige Ausnahmen, irgendwo in Lagern zwischen der Levante und Europa auf der Flucht gestrandet oder auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft – nur weg von Syrien.

Das ist der Unterschied. Palmyra lässt sich rekonstruieren, einerlei ob in Stein oder mittels 3-D-Installationen. Selbiges gilt für Aleppos Souk, seine Omaijaden-Moschee, seine Zitadelle, die Säulenstraße von Apameia am Orontes oder den Crac de Chevalliers. Letztendlich geduldige Monumente, die sich ins rechte Licht setzen lassen. Fataler sind die Raubgrabungen, deren Folgen nicht ungeschehen gemacht werden können, als durch sie schlichtweg Informationen zerstört werden. Ganz zu schweigen von dem wohl schwunghaften Handel mit antiken Kunstgegenständen aus geplünderten Museen und Sammlungen.

Was aber ist mit den Akademikern, den Forschern und Wissenschaftlerinnen, mit den Studenten und Fachkräften, die dem Wüten des Krieges entflohen sind? Ob ein befriedetes Syrien ihnen wieder Heimat werden kann, das steht dahin. Gerade diese Schicht der Bevölkerung war es, die vor fünf Jahren die Proteste gegen das Regime begann. Gegen ein Regime, das heute fester denn je im Zuge des Bürgerkriegs im Sattel sitzt und durchaus gute Chancen hat weiterhin im Sattel zu sitzen. Auch dank des militärischen Erfolgs in der pittoresken Oasenstadt.

Palmyra ist vielleicht gerettet, gewonnen ist nichts. (fvk)

Franziskus von Kerssenbrock

* 1966 Author, Journalist, Communications Expert Have written for various German and Austrian media (as DIE ZEIT, profil, DER STANDARD, HI!TECH, MERIAN, e.a.) Editor-in-chief at UNIVERSUM MAGAZIN Media Relations for Wirtschaftskammer Wien Head of Corporate Communications Oesterreichische Akademie der Wissenschaften Married, one son