Großartig ist es, wenn potentielle neue habitable Planeten entdeckt werden. Spannend und mitreißend ist es, landet eine Sonde auf einem Kometen. Schön und informativ ist es, bildet ein Satellit die Erde selbst ab. Proba V, ein kleiner Satellit der European Space Agency (ESA) tut das. Er fokussiert auf die Vegetation der Erde. Unter anderem um die Folgen den Brandrodung in Brasilien zu untersuchen. Dabei entstehen Aufnahmen wie die folgenden, die die ESA nun auch öffentlich zugänglich macht. In einem ersten Schritt mit Aufnahmen ihrer 22 Mitgliedsstaaten.
Wobei es in diesem Fall des Open Access nicht nur um schöne Bilder geht. Die ESA bietet zusammen mit dem Bildmaterial auch Datensätze an, die Interessierte kostenfrei für ihre Zwecke nutzen können. Um Forschung und Mitteleinsatz besser argumentieren zu können.
Innerhalb dieses europäischen Zusammenwirkens spielt Österreich übrigens eine nicht unerhebliche Rolle. Und nicht unerheblich ist auch die österreichische Weltraumforschung, einerlei ob akademisch wie im Fall des Grazer Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, oder wirtschaftlich.
114 Forschungseinrichtungen und Unternehmen mit rund 950 Beschäftigten sind hierzulande im Raumfahrtsektor tätig. Weit mehr, als man vermuten möchte.
Und sie haben einen guten Ruf, einen exzellenten. Kommunikationssysteme, Messinstrumente, hochpräzise Navigationsempfänger für Satelliten und Steuerungselektronik „made in Austria“ sind bei unterschiedlichsten Missionen nicht nur der ESA aber auch der US-Amerikaner oder Chinesen in die Weiten des Alls gefragt. So fertigt die in Wien beheimatete Tochter der Schweizer RUAG Space die erwähnten Navigationsempfänger, welche die Bestimmung der Satellitenposition auf Zentimeter genau ermöglichen. Im Zuge des Copernicus-Programms der EU werden sämtliche Sentinel-Satelliten damit ausgerüstet.
Und wenn schließlich im Frühjahr 2018 die ESA-Mission BepiColombo zum Planeten Merkur aufbricht, wird das Unternehmen Beiträge in Gesamtwert von mehr als 30 Millionen Euro geleistet haben. Unter anderem erfolgt die Ausrichtung der elektrischen Triebwerke während der sechsjährigen Reise mithilfe von Positionier-Mechanismen und Steuerungselektronik aus Wien. Zusätzlich ermöglicht eine spezielle Thermal-Isolation das Überleben des Satelliten im inneren Sonnensystem – wo er Temperaturen von über 400 Grad Celsius ausgesetzt sein wird.
In der Steiermark wiederum arbeitet der Sondermaschinenbauer HAGE an der Entwicklung einer Hightech-Anlage für die Ariane-6-Rakete, die im Jahr 2020 starten soll. Dafür sollen die Automatisierungsspezialisten eine über 50 Meter lange Anlage zur Produktion der Bulkheads, Verschlussklappen für Raketentanks, konstruieren. Bei den sechs Meter breiten und drei Meter hohen Werkstücken kommt das „Friction Stir Wieldings“-Verfahren zum Einsatz. Damit werden Werkstoffe oder Werkstoffkombinationen, die bisher als nicht verschweißbar galten, in hoher Qualität miteinander verbunden. In diesem Fall handelt es sich um eine Aluminium-Lithium-Legierung. Mithin um Know-how, welches auch für den irdischen Einsatz von Interesse ist. (fvk)
Alle Fotos: © ESA/Belspo – produced by VITO, Creative Commons CC BY-SA 3.0 IGO