Klimakonferenz: Die machbaren Schritte

Road to Paris © Geoffrey Arduini

Road to Paris © Geoffrey Arduini

Paris und kein Ende. Es ist, als hätte die französische Hauptstadt heuer das Monopol auf Schreckensnachrichten gepachtet. Als wären die Terroranschläge nicht schrecklich genug, verlauten auch vom „Klimagipfel“ ausschließlich düstere und noch düstere Prognosen in Sachen Globaler Erwärmung.

In der FAZ resümiert Ulf von Rauchhaupt „Das wird nichts mehr“ und meint, nur noch ein Wunder könne uns jetzt noch retten. The Atlantic vermerkt „Earth´s Atmosphere Just Crossed an Epochal Threshold“ und allgemein verlautet, dass dem wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1880 noch viele weitere, noch viel heißere folgen werden. Entsprechende Verwerfungen inklusive. Eine davon: Bürgerkriege. So ist derzeit die These, der Krieg in Syrien sei durch eine vierjährige Dürre ausgelöst worden durchaus populär und hat im ewigen britischen Thronfolger Prince Charles einen prominenten Verstärker. Gleichzeitig erstickt Bejing im Smog.

Untergangsstimmung allerorten.

Zu Unrecht.

Sicher, stoppen lässt sich der Klimawandel nicht so einfach und schon gar nicht von heute auf morgen. Retten wird man das Klima auch nicht können. Wohl aber darauf einwirken.

Darauf sollte man sich konzentrieren. Auf die machbaren Schritte. Denn die gibt es.

Eine machbare Lösung: Öffentlicher Verkehr und E-Mobility © Wiener Linien/Peter Strobl

Eine machbare Lösung: Öffentlicher Verkehr und E-Mobility © Wiener Linien/Peter Strobl

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat eine internationale Gruppe von Forschern (darunter David McCollum vom IIASA) in Science eine neue Studie veröffentlicht, die die Richtung weist. Bis 2050 können allein im Bereich des Verkehrs die CO2-Emissionen um die Hälfte verringert werden. Einsparungen dieser Größenordnung zögen einen effizienteren Treibstoffverbrauch nach sich, ebenso eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs in Städten sowie ein deutlicher Zuwachs von elektrisch getriebenen Autos.

Momentan trägt der Verkehr zu 23 Prozent, fast einem Viertel, zu den weltweiten CO2-Emissionen bei. Die Experten des IPCC rechnen aufgrund der Entwicklung in China, Indien und Südost-Asien mit einer Verdoppelung des Ausstoßes bis 2050.

Für den Science-Artikel haben die Forscher zum einen den fünften Assessment Report des IPCC herangezogen und mit neuen und detailierteren Daten zum Mobilitätsverhalten der Menschen kombiniert.

Lead-Autor Felix Creutzig (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change, MCC) erklärt „Elektromobilität im großen Stil und Umfang kann maßgeblich zur einer Reduktion der Emissionen um 50 Prozent bis 2050 beitragen.“ Denn „Effizienzsteigerungen allein bei den konventionellen Motoren sind nur schwer zu erreichen.“ Die einzige Option verbleibt der Umstieg auf CO2-neutrale Antriebe. Dank sinkender Kosten für Batterien und dem zusätzlichen Angebot brennstoffzellenbetriebener Autos eine realistische Option.

David McCollum vom IIASA hat für die Studie Elektromobilität, städtischen Verkehr und Verhaltensänderungen untersucht. „Übernehmen wir die Best-Practice-Beispiele, die wir weltweit finden, können wir das vorhandene Einsparungspotential deutlich besser nutzen“, so McCollum. Freilich: „Geht es darum, den Verkehrssektor tatsächlich in Richtung Klimaschutz zu verändern, dann haben sich die politisch Verantwortlichen weltweit sehr zurückhaltend gezeigt.“ (fvk)

Franziskus von Kerssenbrock

* 1966 Author, Journalist, Communications Expert Have written for various German and Austrian media (as DIE ZEIT, profil, DER STANDARD, HI!TECH, MERIAN, e.a.) Editor-in-chief at UNIVERSUM MAGAZIN Media Relations for Wirtschaftskammer Wien Head of Corporate Communications Oesterreichische Akademie der Wissenschaften Married, one son