Er hat es wieder getan. Viktor Orban provoziert. Diesmal mit einem Fußballfanschal in den ungarischen Farben und mit einem Ungarn in den Grenzen des 1.1.1918. Mithin mit einem Ungarn, das Regionen seiner Nachbarländer Österreich, Slowakei, Ukraine, Rumänien, Serbien und Kroatien beinhaltet. Dass das in der Ukraine, die sich in einem Krieg mit einem landhungrigen Nachbarn sieht, auf Empörung stößt, ist verständlich und nachvollziehbar. In Österreich hat das Außenministerium mit trockenem Humor reagiert und festgestellt, dass die transleithanische Reichshälfte seit mehr als 100 Jahren nicht mehr existiert. Damit ist denn eigentlich auch alles gesagt zum Schal des Viktor Orban.
Trotzdem gehen, auch bei den einen oder anderen in Österreich, die Emotionen hoch. Womit Orban wieder einmal sein Ziel erreicht hat. Provokation und Krawall, um von seinen viel fragwürdigeren Politiken abzulenken, seien es die bewussten Defizite in Belangen der Rechtsstaatlichkeit, der mindestens fragwürdige Einsatz von EU-Geldern, die wiederholte Blockade wichtiger EU-Beschlüsse, die gezielte Einschränkung der Medienvielfalt, das Liebäugeln mit Putins Positionen und was der Themen mehr sind. Es gäbe also viel zu behandeln. Nicht aus der Emotion heraus, vielmehr präzise vorbereitet, fundiert argumentiert und frei von wohlfeiler Empörungshaltung, stattdessen mit scharfem Witz.
Dann würde offenbar, dass Orban ein Scheinriese ist, der sich Macht und Einfluss erträumt, wie ihn einst Transleithanien innerhalb der Donaumonarchie beanspruchte. (fksk, 23.11.22)